In Deutschland ist der Status des Automobils bereits seit dem Dieselskandal stark beschädigt. Nun folgt die Corona-Pandemie, durch welche die Kaufkraft auf Kundenseite erheblich eingeschränkt wird. So finden sich auf den Höfen der Autohäuser, beispielsweise Peugeot Pforzheim, eine Vielzahl von attraktiven Gebrauchtwagen und Neuwagen, die jedoch nicht verkauft werden können.
ZDK fordert Entscheidungen zu Kaufprämien
Der ZDK, das Sprachrohr der deutschen Automobilhändler, fordert, dass die Politik im Bereich der Kaufprämien nun schnelle Entscheidungen trifft, die sowohl junge Gebrauchtwagen mit umweltfreundlichen Verbrennungsmotoren als auch Neufahrzeuge einbeziehen. Die Lage im Handel würde sich aktuell aufgrund mangelnder Entscheidungsfreudigkeit der Regierung stetig verschlechtern.
Die alarmierte Stimmung bei dem Automobilhändler-Verband kann durch handfeste Zahlen unterstrichen werden. Im April ist die Anzahl der durchschnittlichen Standtage der Gebrauchtfahrzeuge um 17,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat angestiegen. Diese liegen so nun bei rund 109 Tagen. Pro Fahrzeug und Tag entstehen den Händlern dabei Kosten von circa 28 Euro.
Für ernsthafte Entspannung bei den Herstellern oder den Händlern sorgt auch das kürzlich verabschiedete Konjunkturpaket in Höhe von 130 Milliarden Euro nicht. Zwar gab es Erhöhungen der Kaufprämien von Elektroautos und Plug-In-Hybriden bis zu 60.000 Euro und die kurzzeitige Senkung der Mehrwertsteuer, jedoch bedeutet dies für die Händler keinerlei Erleichterung. Eine besonders hohe Nachfrage auf Kundenseite herrscht im Bereich der Verbrennungs- oder Dieselfahrzeuge – diese werden im Rahmen des Konjunkturpaketes jedoch nicht berücksichtigt.
Diskrepanzen zwischen Herstellern und Händlern
Doch auch die Stimmung zwischen Händlern und Herstellern ist aufgrund der Corona-Pandemie überaus angespannt. So berichten die Händler, dass die Hersteller ihre vor der Pandemie definierten Verkaufsziele nicht angepasst hätten, obwohl es nahezu zu einem kompletten Zusammenbruch des Marktes zu Beginn der Pandemie gekommen sei.
Dadurch, dass sich die Hersteller untereinander eine regelrechte Rabattschlacht liefern, wird zusätzliches Öl ins Feuer gegossen. Die Margen fallen für die Händler ohnehin bereits äußerst schmal aus, sodass die hohen Rabatte aus kaufmännischer Sicht auf Handelsseite als verantwortungslos betitelt werden.
Steigender Wunsch nach Individualverkehr
Jedoch scheint es auch Händler zu geben, für welche die Corona-Pandemie nicht bedeutet, mit zu vollen Höfen zu kämpfen – im Gegenteil. Diese müssen sogar eine Unterversorgung mit wichtigen Modellen beklagen und fürchten, die Kundennachfrage schon bald nicht mehr bedienen zu können. Werden keine Neuwagen geliefert, kann schließlich kein Umsatz generiert werden, auch, wenn generell Kundeninteresse besteht und Aufträge eingehen. Grund für die Lieferprobleme bilden die Produktstopps in einigen Werken aufgrund der Pandemie.
Auch Händler, die bereits zu Beginn der Pandemie ihren Vertrieb ins Internet verlagert haben, sind von dem Mangel an Waren betroffen. Schließlich konnten diese ihr Geschäft auch während der Lockdowns weiterhin betreiben.
Im Bereich der Gebrauchtwagen kann ebenfalls ein zwiegespaltenes Bild beobachtet werden. Einige Kunden möchten sich nämlich gerade jetzt ein eigenes Auto anschaffen, um nicht mehr auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen zu sein. Schließlich herrscht in Bussen und Bahnen ein nicht zu vernachlässigendes Ansteckungsrisiko.